Hundekot auf Straße, Wiese und Wald – muss das sein?
Haustiere haben einen unbestritten positiven Einfluss auf die Lebensqualität von Menschen. Gerade für Kinder ist der Kontakt zu Hund und Katze wichtig und fördert die soziale und emotionale Entwicklung. Aber Spielen und Schmusen bergen auch das Risiko, dass Infektionen vom Tier auf den Menschen übertragen werden – Zoonosen.
Vor allem bakterielle und parasitäre Zoonosen stellen ein unterschätztes Risiko dar. Kinder sind durch ihr unreifes Immunsystem und noch nicht gefestigtes Hygieneverhalten besonders gefährdet. Wurminfektionen stehen im Mittelpunkt, da die meisten Würmer auf den Menschen übertragbar sind. Die Ansteckung kann im eigenen Garten, aber auch am Spielplatz, in Wiese und Wald…Rund- und Hackenwürmer, bzw deren Eier werden von Kindern beim Spielen über verschmutze Hände aufgenommen. Eine Infektion kann symptomlos verlaufen, es kann durch wandernde Larven auch zu gefährlichen Infektionen von Haut, Leber, Augen und weiteren Organen kommen.
Hundekot als Falle für Blinde, Sehbehinderte und Rollstuhlfahrer
Hundekot stellt leider auch eine Unfallgefahr dar. Gehbehinderte Menschen, Rollstuhlfahrer, aber auch Blinde und Sehschwache können die Hundehaufen oft nicht rechtzeitig erkennen und v a bei frischem Haufen ausrutschen und zu Sturz kommen, über die Schuhe wird der Kot in die Wohnung geschleppt. Blindenhunde führen ihren Besitzer oft sicher um die Hinterlassenschaften ihrer Artgenossen herum und sind darauf trainiert, sich an Orten zu erleichtern, wo normalerweise niemand hintritt. Auch am Kinderwagen und an Schuhen ist Hundekot eher unerfreulich….
Fäkalien unter der Lupe – eine Studie
Für eine Studie wurden 1.001 anonyme Kotproben aus 55 über den gesamten Wiener Stadtbereich verteilten Hundezonen eingesammelt – dabei wurden sowohl liegengelassene Haufen als auch ordnungsgemäß in Mülleimern entsorgte Fäkalien mitgenommen. Zum Vergleich wurden weitere 480 Proben aus den eher ländlich geprägten Orten Mödling und Wolkersdorf, die unweit der Hauptstadt liegen.
Die Analysen ergaben: Insgesamt ist der Kot Wiener Hunde überraschend gering mit Parasiten belastet. Bleibt anzumerken, dass Wien sein Hundekotproblem im Wesentlichen im Griff hat.
Erstaunlicherweise wiesen die Proben aus den ländlichen Gebieten einen signifikant höheren Parasitenanteil auf als jene direkt aus der Stadt – über die Gründe können die Wissenschaftler bisher nur spekulieren. Darüber hinaus zeigte sich: Kot, der nicht vom Besitzer entsorgt wurde, enthielt häufiger Krankheitserreger. „Dies könnte mit dem unterschiedlichen Hygienebewusstsein der Halter zusammenhängen“, Kurzum: Wer Kot nicht entsorgt, achtet womöglich auch sonst weniger auf Sauberkeit und Gesundheitsvorsorge.
Was sagt das Gesetz?
Laut § 92 Abs. 2 der österreichischen Straßenverkehrsordnung haben die Besitzer oder Verwahrer von Hunden dafür zu sorgen, dass die Gehsteige, Geh – und Radwege, Fußgängerzonen, Wohnstraßen und Begegnungszonen von Hundekot nicht verunreinigt werden – dies gilt auch in Hundezonen. Nach § 99. Strafbestimmungen Absatz 4g „wer Straßen gröblich verunreinigt oder als Besitzer oder Verwahrer eines Hundes die in § 92 bezeichnete Sorgfaltspflicht verletzt“
Vom Kot auf – oder besser in – den Menschen
Zoonosen, sind Krankheiten, die von Tieren im Allgemeinen und eben auch von Hunden auf den Menschen übertragen werden. Einige dieser Krankheiten werden durch den Verzehr tierischer Produkte auf Menschen übertragen. Der BSE-Erreger der Rinderseuche. Umgangssprachlich auch als Rinderwahn bezeichnet, ist hierfür ein gutes Beispiel. Andere werden durch Kontakt mit tierischen Ausscheidungen aufgenommen.
Tollwut, ein in Pottenstein durch den Dichter Ferdinand Raimund wohlbekanntes Virus
Eine der bekanntesten – und schlimmsten Zoonosen ist die Tollwut. Es handelt sich um eine Virusinfektion, die über den Speichel/Biss eines infizierten Tieres übertragen wird. Tollwut verläuft bei Menschen wie Tieren fast immer tödlich, Krankheitsverlauf und Tod sind äußerst schmerzhaft. Jährlich sterben 50.000 Menschen, v a Kinder in Asien, an der Tollwut. Österreich ist seit 1992 tollwutfrei, die seltenen Fälle in Westeuropa sind Importhunde aus dem Tierschutz.
* Ferdinand Raimund hat sich im Glauben an eine Tollwutinfektion in dem nach ihm benannten Raimundhaus erschossen. Besonders tragisch: Die Infektion konnte nicht nachgewiesen werden und der Tod durch die Schussverletzung zog sich über einige Tage hin.
Leptospirose – eine bakterielle Infektion, v. a. bei Jagdhunden
Die Leptospirose zählt zu den Hundekrankheiten, die auf Menschen übertragbar sind, und zwar durch Kontakt mit Blut oder Urin des Tieres. Beim Menschen führt Leptospirose zu grippeähnlichen Symptomen und ist als bakterielle Erkrankung durch Antibiotika behandelbar – wenn sie erkannt wird…
Die Leptospiroseimpfung ist Teil der normalen Jahresimpfung beim Hund.
Hundespulwurm – Körperwanderung in die Augen
Die Spulwurminfektion – Toxocariose, wird durch Hundekot oral – also durch unfreiwilligen Kontakt mit der Mundschleimhaut auf den Menschen übertragen (Schmierinfektion). Bei Hunden treten erst bei einem massiven Befall Symptome, bei Kindern kann das anders sein. Spielplätze mit verunreinigten Sandkisten sind eine beliebte Infektionsquelle.
Die Larven der Spulwürmer gelangen über die Blutbahn in die Organe und nisten sich bei Menschen vor allem in der Leber und Lunge ein, gelegentlich auch im Gehirn und in den Augen.
Fuchsbandwurm und Hundebandwurm – besonders grauslich
Der Fuchsbandwurm ist der Auslöser der „alveolären Echinokokkose“, einer lebensgefährlichen Wurmerkrankung des Menschen. Hunde können über aufgenommenen Fuchskot Bandwurmeier auf Menschen übertragen. Die daraus entstehenden Larven nisten sich in verschiedenen menschlichen Organen ein und können häufig erst nach bis zu 15 Jahren zu Symptomen, wie riesigen Zysten in der Leber, führen.
Der Befall sowohl mit Fuchs- als auch mit Hundebandwürmern ist meldepflichtig.
Räude – unangenehme Plagegeister
Die Fuchsräude ist ebenfalls eine Zoonose, wenn auch nicht mit Kot übertragbar. Die Räude ist eine hochansteckende Milbeninfektion, einfacher Hautkontakt mit dem Tier – meist tote Füchse, reicht aus, um die Krankheit z B auf Hunde zu übertragen.
Eines der Symptome ist hochgradiger Juckreiz. Menschen sind für diese Milben sogenannte Fehlwirte und können eine vorübergehende Hauterkrankung entwickeln
Die Liste lässt sich endlos fortsetzen….
Hundekot in der Landwirtschaft
Tritt man auf dem Gehweg in einen Hundehaufen, ist das ärgerlich und stinkt. Verrichtet ein Hund sein Geschäft jedoch auf Wiesen und Feldern hat das weitreichende Folgen für die Gesundheit von Weidetieren, Bauern und Bäuerinnen und die Lebensmittelproduktion. Gelangt Hundekot mit in die Heuernte, so wird ein großer Teil dieses Winterfutters verunreinigt. Bereits ein Gramm Hundekot beinhaltet Millionen von Erregern.
Gegen die Verschmutzung des Grundfutters mit Hundekot hat der Landwirt in den meisten Fällen keine rechtliche Handhabe und kann deswegen nur an Vernunft und Einsicht der Hundehalter appellieren. Hunde müssen auf öffentlichen Spazierwegen angeleint geführt werden und sollten keinen Zutritt zu landwirtschaftlich genutzten Flächen haben.
Gegen die durch Hundekot verursachten Krankheiten gibt es für Weidetiere keine Schutzimpfung.
Neospora Caninum
Der Hund ist der einzig bekannte Endwirt für Neospora Caninum, einem einzelligen Parasiten. Bis zu drei Wochen lang geben infizierte Hunde die Parasiten-Eier über den Kot ab und stecken damit Zwischenwirte wie Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde, Füchse und wiederum Hunde an.
Die schwerwiegendsten Auswirkungen einer Neospora Caninum-Infektion zeigen sich beim Rind: Ab dem 3. Monat treten Aborte auf, infizierte Rinder bleiben ihr Leben lang ansteckend. Deren Nachwuchs ist mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit ebenfalls infiziert.
Neospora auf der Weide: Nach ein bis zwei Regenfällen ist der Kot nicht mehr zu sehen, das infektiöse Material aber bleibt, wie bis zu zwei Jahren auf der Fläche erhalten. Dadurch kann es auch im kommenden Jahr über das das Grünfutter zu Infektionen kommen. Auch wenn man den Kot mit dem Hundesackerln aufsammelt, reicht der Kontakt mit der Wiese für eine Infektion unter Umständen aus.
Band- und Fadenwürmer
Landet Hundekot in Heu und Silage, können mit dem Hundekot Bandwürmer und Fadenwürmer übertragen werden, die bei landwirtschaftlichen Nutztieren aber auch bei Menschen Erkrankungen hervorrufen können.
Giardien und Kokzidien
Giardien und Kokzidien sind, wie Neosporen, Einzeller, die ebenfalls mit dem Hundekot ausgeschieden werden. Beides sind Durchfallerreger und verursachen besonders bei Kälbern hartnäckige, wässrige, manchmal auch blutige Durchfälle. Auch beim Menschen können diese beiden Erreger Übelkeit und Durchfälle auslösen.
Weitere Probleme
Eine Kuh frisst keinen Hundehaufen. Das Problem ist, dass der Kot bei der Heuernte mit dem Mähwerk großflächig verteilt wird und so versteckt in die Nahrung der Tiere kommt. Kotansammlungen bedeuten eine Herabsetzung der hygienischen Qualität des Futters. Bei der Silage-Herstellung können zudem Fehlgärungen entstehen und Futtermittel verderben.
Gerade bei der Heuernte ist es keine appetitliche Vorstellung, mit dem aufgewirbelten Staub auch diverse gefährliche Erreger zu inhalieren.
Darüber hinaus ist der wirtschaftliche Schaden, der entstehen kann, groß: Bäuerinnen und Bauern bauen auf ihren Flächen Lebens- und Futtermittel an und müssen strenge hygienische EU-Vorschriften einhalten. Mit Verunreinigungen im Futter können die Auflagen nicht eingehalten werden, im schlimmsten Fall kann das Futter gar nicht verwendet werden. Auch Obst- und Gemüsebauern müssten ihre Ernteerträge vernichten, wenn diese verunreinigt sind. Für erzeugte Produkte wie Fleisch oder Milch tragen Landwirtin und Landwirt die volle Verantwortung.
Neben der Verseuchung mit diversen Erregern sind Hundekot und Harn aufgrund ihrer Zusammensetzung eine Umweltbelastung – Hundekot enthält Stickstoff und Phosphor, die einerseits Pflanzen direkt schädigen und andererseits durch den Boden ins Grundwasser gelangen können – ein anderes Thema.
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