Kaninchen: Fütterung

 

Tierartliche Besonderheiten

Die Zähne des Kaninchens wachsen lebenslang und werden durch den Kauvorgang abgenutzt. Die pysiologische Nahrund des Wildkaninchens besteht vorwiegend aus Wildgräsern und – kräutern, deren Zerkleinerung eine intensive Kautätigkeit erfordert.

Der Magen besitzt mit Ausnahme des Magenausgangs keine Muskelfaserschicht, sodass Eigenkontraktionen des Organs nicht möglich sind.. Ein Weitertransport von Futter in den Darm geschieht nur dadurch, dass es durch neu aufgenommene Nahrung weiter geschoben wird.
Aus diesem Grund sind die Tiere auf permanente Nahrungszufuhr angewiesen.. Innerhalb von 24 Stunden werden bis zu 120 kleine Mahlzeiten aufgenommen.

Fütterung bei Durchfallerkrankungen

Die richtige Fütterung bei Durchfallerkrankungen ist therapeutisch enorm wichtig. Inappetente (appetitlose) Tiere sind so schnell wie möglich zwangszufüttern, da eine ausreichende Darmpassage nur durch regelmäßige Futteraufnahme erreicht wird.

Bei fehlender Futteraufnahme verlängert sich die Verweildauer des Nahrungsbreis im Magen-Darm-Trakt und weitere Gärungsprozesse sind die Folge

Nehmen die Kaninchen noch selbstständig Futter auf, sollte die angebotene Nahrung der bestehenden Situation angepasst sein.

Eine Heu- und Wasserdiät mit Entzug von Frischfutter ist nicht geeignet, um den Bedürfnissen der Tiere gerecht zu werden. Ziele der Fütterung sind es, die Darmflora zu regenerieren und angesammelte Stoffwechselprodukte abzubauen.

Verschiedene Futtermittel sind dafür geeignet:

  • Durch qualitativ hochwertiges Heu wird hochverdauliche Rohfaser zur Verfügung gestellt, die zur Unterstützung der normalen Darmfunktion wichtig ist
  • Karotten und Gemüse liefern leicht, aber langsam fermentierbare Kohlehydrate, sodass die Energieversorgung der Darmschleimhaut gewährleistet ist.
  • Bananen erzeugen eine gelähnliche Oberfläche und dienen dadurch dem Schleimhautschutz.
  • Haferkleie
  • Aufgeschlossene Getreide wie Haferflocken oder Zwieback dienen als Energielieferanten. Sie sollten aber nur bei akuten, wässrigen Durchfällen verabreicht werden..
    Strukturiertes Grünfutter z.B. Karottengrün, Kräuter

Inappetenz
Neben ihrer Bedeutung als Komplikation bei bei Durchfallerkrankungen ist Inappetenz – Einstellen der Nahrungsaufnahme – ein häufiges Begleitsymptom bei anderen Krankheiten, wie Zahnproblemen, Septikämien, Herzprobleme. Hitzschlag etc.

Inappetente (appetitlose) Tiere sind so schnell wie möglich zwangszufüttern, da eine ausreichende Darmpassage nur durch regelmäßige Futteraufnahme erreicht wird.

Bei fehlender Futteraufnahme verlängert sich die Verweildauer des Nahrungsbreis im Magen-Darm-Trakt und weitere Gärungsprozesse sind die Folge
Inappetente Kaninchen müssen daher in regelmäßigen Abständen (ca alle 2 – 3 Stunden zwangsgefüttert werden.

Die Nahrung muss folgende Anforderungen erfüllen:

  • Genügend Energiegehalt zur Vermeidung von Gewichtsverlusten und Lipolyse
  • Entsprechender Rohfasergehalt, um Verdauungsstörungen vorzubeugen
  • Ausreichende Mengen an Wasser im Nahrungsbrei zur Deckung des Flüssigkeitsbedarfes

Zur Zwangsernährung eignen sich:

  • Handelsübliche Fertigprodukte, die mit Wasser angerührt werden.
  • Gemüsebrei für Babys in Gläschen, der zur Rohfasersubstitution mit ausreichend gemahlenen Pellets versetzt wird, zusätzlich ev Traubenzucker
  • Flüssigdiäten für Hunde und Katzen unter Zusatz von rohfaserhaltigen Pellets

Der Nahrungsbrei kann zudem mit B – Vitaminen und Probiotika (Enteroferment, Joghurt mit lebenden Kulturen) ergänzt werden.

Prophylaxe bei Urolithiasis (Harnsteine)

  • Ca – reiche Futtermittel wie Kohlrabiblätter, Kräuter, Broccoli Luzerneprodukte meiden
  • Vermehrte Gabe von Futtermitteln mit hohem Flüssigkeitsgehalt z.B. Salate, Tomate, Gurke
  • Ca – armes Trinkwasser (stilles Mineralwasser)

Diabetes mellitus

  • Stets Zugang zu Futter, keine Nüchternphasen
  • Hochwertiges Heu
  • Strukturiertes Grünfutter und Gemüse
  • Obst in kleiner Menge nur unmittelbar nach Insulininjektion
  • KEINE: Getreide und Getreideprodukte wie Brot, Knabberstangen, Mischfuttermittel, zuckerhaltige Leckerli (Joghurtdrops etc…)

Kalziummangel bei säugenden Häsinnen
Bei laktierenden Häsinnen mit großen Würfen kann durch mangelhafte Fütterung leicht eine Unterversorgung mit Kalzium entstehen. Die Tiere erhalten Mischfutter, von dem sie die Pellets verschmähen, als Frischfutter werden kalziumarme Futtermittel wie Salat, Gurke, Tomate, Karotten, Äpfel und Birnen angeboten.

Als Frischfuttermittel eigenen sich besonders

  • Kräuter, wie Petersilie und Dill
  • Löwenzahn
  • Broccoli, Kohlrabi und Karfiolblätter
  • Luzerneprodukte (Tierfachhandel)

Toxikose („Schwangerschaftsvergiftung“) der trächtigen Häsin
Zum Deckzeitpunkt darf keine Fettleibigkeit vorliegen, die Tiere sollten ausgewachsen sein, eine Erstbedeckung sollte frühestens mit etwa 8 Monaten, spätestens mit 15 Monaten erfolgen.
Die Fütterung vor und zu Beginn der Trächtigkeit sollte aus

  • Hochwertigem Heu zur freien Entnahme (ad libitum)
  • Vielseitiges Angebot an Frischfutter
  • Restriktiv „Kraftfutter“ (Pellets sind Mischfuttermitteln vorzuziehen)

Bei Fortschreiten der Trächtigkeit müssen Energiedichte und Kalziumanteil des Futters erhöht werden.

  • Erhöhung des Kraftfutteranteils
  • Weiterhin Heu ad libitum
  • Frischfutter mit höherem Energieanteil: .Banane, Birne, Apfel
  • Frischfutter mit erhöhtem Kalziumanteil: Broccoli, Kräuter, Löwenzahn etc

Osteodystrophie

Störung des Mineralstoffwechsels durch Fehlernährung, betroffen sind v.a. Kaninchen, die fast ausschließlich Mischfutter enthalten, die mineralstoffreichen Pellets jedoch liegenlassen. Zusätzliche Frischfuttermittel sind meist ca – arm wie Salat, Gurke, Karotte und Apfel, oder weisen ein ungünstiges Kalzium-Phosphor Verhältnis auf wie Bananen und Tomaten.

  • Pelletiertes Alleinfutter
  • Ca – hältiges Frischfutter, s. Kalziummangel

Fellfressen durch Rohfasermangel
Ein Rohfasermangel entsteht, wenn Kaninchen kein, oder kaum Heu erhalten und auch die übrige Ration nur in geringem Umfang strukturierte Rohfaser enthält.
Besonders oft sind Tiere betroffen, die fast ausschließlich Mischfuttermittel enthalten.
Dieser Rohfasermangel bewirkt, dass die Tiere beginnen, Fell zu fressen, auch Käfiginventar, Möbel, Tapeten werden verstärkt angenagt, um den Bedarf zu decken.

  • Hochwertiges Heu
  • Strukturiertes Grünfutter wie Gras, Kräuter, Löwenzahn

Altersbedingte Gewichtsabnahme

Bei Tieren ab 8 Jahren häufiger zu beobachten. Diese Tiere sollten vermehrt Auslauf erhalten um dem Muskelabbau entgegenzuwirken, in der Futterration sind Nahrungsmittel mit geringerem Energiegehalt wie

  • Gurke, Tomate, Salat gegen solche mit höherer Energiedichte wie Apfel und Birne auszutauschen
  • Pellets speziell für Senioren im Fachhandel

Ausgewogene Ration für gesunde Kaninchen

  • Hochwertiges Heu ad libitum
  • Vielseitiges Frischfutterangebot (2 x tägl.)
  • Grundsätzlich können fast alle Gemüse- und Obstsorten sowie Salate, Kräuter, und „Wiesenfutter“ angeboten werden. Frischfutter mit ausreichendem Gehalt an strukturierter Rohfaser, Zellulose und Pektinen (z.B. Gras, Löwenzahn, Kräuter, Karotte mit Grün, Broccoli) sollte jedoch den größten Anteil ausmachen.
  • „Kraftfutter“ ist bei oben genanntem Fütterungsregime nicht erforderlich. Mischfuttermittel sollten allenfalls in geringen Mengen (max 1 EL/kg täglich) angeboten werden. Besser geeignet sind jedoch pelletierte Futtermittel, da sie keine Getreideanteile enthalten und eine Selektion durch die Tiere verhindern.
  • Getreide und Getreideprodukte (Haferflocken, Brot, Knabberstangen) sollten, wenn überhaupt, nur gelegentlich und in geringen Mengen verfüttert werden.

Häufig hört man von KaninchenbesitzerInnen, dass sie ihren Tieren kein Frischfutter anbieten, da es Durchfall auslöst. In den meisten Fällen liegt dem jedoch eine latente Darmerkrankung zugrunde, da unzureichend zerkautes Obst oder Gemüse schneller Fehlgärungen auslösen als Trockenfutter.

Die häufigsten Fütterungsfehler

  • Unzureichender Mangel an strukturierter Rohfaser (Heumangel, …)
  • Hoher Gehalt an Kohlehydraten (Getreide..), Fetten (Nüsse, Sonnenblumenkerne..) und Eiweiß (z.B. junges Gras)
  • Ungeeignete Futtermittel, wie Kekse, Joghurtdrops
  • Kalte Futtermittel, direkt aus dem Kühlschrank
  • Angewelktes Frischfutter, schimmeliges Brot
  • Phasen des Fastens – die Tiere haben nicht ständig Zugang zu Futter, das dadurch zu lange im Magen verweilt und zu Fehlgärungen führen kann, daher: auch kein Fasten vor Operationen