Die ältere Katze: Schilddrüsenüberfunktion

Hilfe, meine Katze frisst Unmengen und ist trotzdem dünn – und grantig!

Die Schilddrüsenüberfunktion (SDÜ, Hyperthyreose)  ist die häufigste Krankheit des Hormonsystems bei älteren Katzen und beeinflusst das Leben der Katzen ganz massiv. Die Schilddrüse produziert hauptsächlich  das Hormon Thyroxin/T4. T4, erhöht die Stoffwechselrate und dadurch den Energiebedarf . Herzfrequenz,  Blutdruck , Körpertemperatur, Schweißproduktion,  Darmmotorik und die Erregbarkeit von Nervenzellen nehmen ebenfalls zu.

Die Schilddrüse ist sozusagen das Gaspedal des Stoffwechsels. Bei einer Überfunktion ist das Gaspedal bis zum Anschlag durchgetreten – alle Organsysteme, auch Hunger und Verhalten – laufen auf Hochtouren. Ganz umgekeht ist es beim Hund. Bei Hunden kommen fast nur Unterfunktionen vor – die Patienten wirken ein bisschen wie Couchpotatoes, der Stoffwechsel läuft auf Sparflamme.

Die Schilddrüsenüberfunktion ist eine chronische Erkrankung und wird ausgelöst durch die massive Überproduktion von aktiven Schilddrüsenhormonen aus der tumorös veränderten Schilddrüse. Bei  98 % der Patienten  ist diese Veränderung gutartig.  Die generelle Ursache ist unklar.

Der klassische Schilddrüsenpatient zeigt Gewichtsverlust bei guter oder gesteigerter Futteraufnehme –  ganz im Gegenteil zu den Nierenpatienten, die zwar ebenfalls abnehmen, aber schlecht fressen.

Viele Katzen wirken alt, haben struppiges Fell und wenig Muskulatur. Erhöhte Stressanfälligkeit – sichtbar z B durch vermehrtes Hecheln – wird von BseitzterInnen ebenso häufig beschrieben wie gesteigertes Aggressionspotential. Die Hälfte aller Katzen weist Herzprobleme und/oder Bluthochdruck auf, auch Durchfall und Erbrechen kommen häufig vor.

Bei klinischem Verdacht ist die Diagnose durch eine Blutabnahme und Untersuchung direkt in der Praxis schnell bestätigt. Bei  deutlichen Symptomen, aber Werten im oberen Normbereich wird das „T4“, das aktive Hormon nach 1-2 Wochen wiederholt, manchmal  ist ein weiterer Wert zur Bestätigung notwendig.

Zweiterkrankungen wie Diabetes , chronische Nierenprobleme etc können zu falsch niedrigen Werten führen

Jede Schilddrüsenüberfunktion gehört behandelt – eine unbehandelte SDÜ kann durch die entstehenden Probleme wie z B  Herzerkrankungen, Bluthochdruck  oder massiver Gewichtsverlust zu einem lebensbedrohlichen Zustand führen.

Es gibt verschiedene Behandlungsansätze wie Medikamente, Chirurgie  oder, der derzeitige  Goldstandard, die Radiojodtherapie.

Medikamente

Weltweit erhalten die meisten Katzen zunächst eine medikamentelle Theapie. Diese Medikamente hemmen die Produktion der Schilddrüsenhormone, das Tumorwachstum wird nicht gebremst oder verhindert. Das erklärt, warum beim Fortschreiten der Erkrankung eine Dosiserhöhung notwendig werden kann. Die Medikamente sind als Saft, Tabletten oder Ohrengel erhältlich. Alte Katzen mit schweren Begleiterkrankungen werden ausschließlich medikamentell behandelt.

Radiojodtherapie

Die „Radiojodtherapie“ ist v a bei jüngeren Katzen der Goldstandard, 85 – 95 % sind nach einer einmaligen Behandlung geheilt.Die Katzen erhalten radioaktives Jod, es kommt durch die Strahlung zu lokaler  Zerstörung des hyperaktiven Schildrüsengewebes.  Die große emotionale Hemmschwelle: Die Tiere werden zwischen 2-7 Tagen isoliert, ein kleiner Nachteil, der durch die Vorteile wie niedrige Komplikationsrate, längere Überlebendzeit und sehr hohe Heilungsrate mehr als aufgewogen wird. In Österreich wird die Behandlung derzeit nur an der Vetmeduni Wien durchgeführt.

Schildrüsenüberfunktion und chronische Niereinsuffizienz

SDÜ und Nierenprobleme kommen bei alten Katzen häufig gemeinsam vor. Die durch die Schilddrüsenhormone gesteigerte Nierendurchblutung kann eine moderate Nierenerkrankung maskieren. Verschiedene Blut- und Harnbefunde legen die Vermutung nahe, eine tatsächliche Aussage ist nach 3 – 6 Monaten Therapie möglich.

Die Schilddrüsenübeerfunktion ist prinzipiell gut zu behandeln. Unser Ziel ist, durch geeignete Therapieauswahl die bestmögliche Lebensqualität für Katze und BesitzerInnen zu garantieren.

Foto: Pixabay