Klimaerwärmung und Globalisierung in Europa tragen zu einer weiten Verbreitung von Stechmücken und Zecken bei, die bisher hauptsächlich im Mittelmeerraum zu finden waren. Viele dieser Insekten sind per se ungefährlich, dienen aber zahlreichen Krankheitserregern als Überträger/ Vektoren. Einige dieser Krankheiten sind Zoonosen, also auch auf den Menschen übertragbar.
Viele Erreger und Vektoren haben wir bereits in früheren Beiträgen vorgestellt, aus aktuellem Anlass steht diesmal der Augenwurm im Zentrum
Gelsen, Sandmücken, Klimaerwärmung….
Zecken als Krankheitsüberträger
„Orientalischer Augenwurm“ ist die landläufige Bezeichnung von Thelazia callipaeda, einem Nematoden, der die Augen von Hunden, Katzen, Kaninchen, wildlebenden Fleischfressern und Menschen befällt. Ursprünglich im Fernen Osten beheimatet, hat T. callipaeda in den letzten Jahren seine Reise nach Europa angetreten und ist mittlerweile in vielen Teilen Europas anzutreffen. Die Infektion mit Augenwürmern ist eine Zoonose, also eine von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier übertragbare Krankheit.
Auf dem europäischen Kontinent kommt derselbe Stamm von T. callipaeda sowohl bei verschiedenen Tierarten als auch beim Menschen vor. Thelazia kann bei Hunden leichtere klinische Symptome wie Tränenfluss bis hin zu schwereren Symptomen, wie Hornhautentzündung, verursachen.
Mittlerweile wurden in ganz Europa – Italien, der Schweiz, Frankreich, Deutschland, Österreich, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Spanien, Griechenland , Portugal etc – Fälle von Infektionen durch T. callipaeda bei Hunden bestätigt. Modellrechnungen für Italien sagen voraus, dass die Befallsrate mit T. callipaeda innerhalb der nächsten Jahre massiv zunehmen wird.
Klinische Symptome
- Tränenfluss
- Bindehautentzündung
- Schleimig-eitriger Augenausfluss
- Hornhautentzündung
- Hornhautgeschwüre
Menschen bekommen ähnliche Beschwerden und beschreiben darüber hinaus ein „Fremdkörpergefühl“ im Auge. Fälle von Thelaziose sind beim Menschen bereits in Italien, Frankreich und Spanien beschrieben.
Wen´s interessiert: Lebenszyklus von Thelazia
- Erwachsene Würmer setzen Larven des ersten Stadiums (L1) in die Tränenflüssigkeit von befallenen Tieren frei.
- Würmer und L1-Larven im Bindehautsack und unter der Nickhaut rufen klinische Symptome hervor.
- L1-Larven werden von einer Fruchtfliegenart aufgenommen, die am Auge der Tiere Tränenflüssigkeit als Nahrung aufnehmen. Geeignete Umweltbedingungen findet diese Fliege in ganz Mitteleuropa – je wärmer, desto besser.
- L1-Larven entwickeln sich innerhalb von etwa drei Wochen zum infektiösen, dritten Larvenstadium.
- L3-Larven werden vom Vektor – den Taufliegen – bei der Nahrungsaufnahme auf den neuen Wirt übertragen und entwickeln sich zu den erwachsenen Würmern weiter