Igel, Mensch und Umwelt
Rascheln im Laub und ein paar Knopfaugen und jede Menge Stacheln – diese Begegnungen werden immer weniger. Sterile Gärten ohne Unterschlupf und Nahrungsmöglichkeiten, unachtsamer Einsatz von Gartengeräten, wie z B Tellersensen, Vernichtung der Nahrungstiere wie Insekten, Verknappung an Lebensraum und schließlich der Tod auf der Straße…Igel stehen hierzulande bereits unter Naturschutz und in einigen Gebieten auf der Roten Liste.
Was kann man tun?
Verkehr
Igel sind nachtaktiv, auf der Suche nach Nahrung und Winterquartieren kreuzen Igel in ihren bis zu 100 ha großen Revieren unvermeidlich Straßen. Beim Herannahen eines Autos versuchen sie zu flüchten und werden häufig von KFZs erfasst. Vorsichtiges, bremsbereites Fahren im Siedlungs/Gartenbereich in der Dunkelheit kann nicht nur Igel- sondern auch Katzenleben schonen.
Hilfsmaßnahmen für Jungigel
Jungigel versuchen bis in den November hinein, sich ein Speckpolster für den Winterschlaf anzufuttern. Igel werden mit 6 Wochen selbstständig, sind aber noch nicht sehr geschickt bei der Nahrungssuche. In August/September geborenen Igel – bis zu 80 % sind in der nahrungsarmen Zeit für zusätzliches Futter sehr dankbar.
Fett- und eiweißreiches Futter, wie Katzenfutter oder gekochtes Ei im Herbst/Spätherbst verhilft Jungtieren zur entsprechenden Gewichtszunahme: Jungigel müssen 500 mg auf die Waage bringen, um den ersten Winterschlaf zu überleben.
Achtung, Igel vertragen keine Milch! Genaueres zum Speiseplan ist auf entsprechenden Websites, z.B. www. pro-igel.de nachzulesen.
Futterplatz
Für die Zufütterung in kargen Zeiten sind Futterhäuser am besten geeignet – , wichtig ist, dass Katzen keinen Zugang haben. Gibt man Futterhaus Igel im Internet ein, werden verschiedene Modelle angeboten, genaue Info bietet auch die Website www.pro-igel.de:
https://www.pro-igel.de/downloads/merkblaetter/unterschluepfe.pdf
Da sich bei Futterhäusern häufig mehr Igel einfinden, sollte das Futterhaus 2 Eingänge haben. Boden ist beim Futterhaus nicht nötig, am besten steht es auf alten Gartenplatten, z B aus Waschbeton – was die Reinigung mit dem Gartenschlauch erleichtert – Hygiene am Futterplatz ist wichtig, auch Näpfe sollten täglich gereinigt werden, um eventuelle Ansteckungsgefahr unter den Tieren zu minimieren.
Herbstliches Futter – und Winternestmaterialangebot sind die besten Hilfestellungen zur Vorbereitung des Winterschlafes.
Igelgerechtes Gärtnern
viele Tipps zur igelfreundlichen Gartenarbeit sind bei https://www.tieranwalt.at/de/Der-Igel.htm zu finden…
Winterschlafnest
Zwischen Oktober und Ende November gehen die Igel – möglichst gut genährt – in den Winterschlaf, erst die Männchen, dann die Weibchen, zuletzt die Jungigel. Der Plan ist, die nahrungsarme Zeit zusammengerollt und tief schlafend in einem gut wärmeisoliertem Nest zu verbringen.
Igel sammeln Laub und Baumschnitt, setzen sich in die Mitte ihres Haufens und drehen sich so lang im Kreis, bis ein warmes, wettergeschütztes und stabiles Gebilde entsteht – EIN-IGELN – eine wichtige Hilfe beim Materialsammeln ist ein naturnaher Garten, der erst im Frühjahr aufgeräumt wird und Igeln und anderen Kleintieren Nistmaterial und Unterschlupf unter Laub, Buschwerk und Hecken bietet.
Igel in Obhut
Untergewichtige Igel gehören zum gelungenen Überwintern in menschliche Obhut, Jungigel brauchen mindesten 500 g, um den Winter selbstständig zu überstehen. Der Igel sollte auch in häuslicher Pflege winterschlafen, da es seinem Biorhythmus entspricht, die Zeit der „Gefangenschaft“ entschärft und ihn auf die natürlichen Bedingungen in der Natur vorbereitet.
Haltung
Hilfsbedürftige Igel benötigen häufig tierärztliche Versorgung. Während der notwendigen Pflege und/oder Auffütterung untergewichtiger Igel müssen die Tiere einzeln im Warmen untergebracht sein.
Jeder Igel sollte ein „Einzelzimmer“ beziehen, ein ca 2 qm großes Gehege mit Schlafhaus im Wohnbereich oder in einem beheizten Keller. Wurfgeschwister sollte man trennen, sobald sie selbstständig fressen, gleiches gilt für den Winterschlaf, da Igel Einzelgänger sind.
Ist der Igel gesund, alle therapeutischen Maßnahmen abgeschlossen und ein ausreichendes Gewicht erreicht, siedelt der Igel zum Winterschlaf an einen Ort mit Außentemperatur um. Das notwendige Gewicht: Ein Jungigel sollte 600 – 700 g , ein Altigel1000 – 1200 g auf die Waage bringen.
Winterschlafquartier
Das Igelgehege als Winterschlafquartier gehört an einen Standort mit Außentemperaturen, sonst fällt der Igel in einen kräftezehrenden Dämmerschlaf – da er weder fressen noch wirklich schlafen kann, kommt es zu übermäßiger Gewichtsabnahme.
Ein ausbruchssicherer Balkon, Gartenhaus oder ein geschützt platziertes Freigehege im Garten sind empfehlenswert, Kellerräume sind meist zu warm und daher ungeeignet. Das bisher benutzte Schlafhäuschen kommt in einen größeren Karton (wenn wettergeschützt) oder ein Holzhäuschen mit deckungsgleichem Schlupfloch, zwischen beiden Häusern sowie oben und unten wird mit zerknülltem Zeitungsmaterial isoliert. Igel und Winterhaus werden in das ausgewählte Winterquartier – Gartenhaus etc – gebracht und solange weitergefüttert, bis der Igel das Futter nicht mehr anrührt. Das kann Tage bis Wochen dauern, Wasser steht ständig zur Verfügung.
Schläft der Igel, befestigt man ein Stück Toilettenpapier vor dem Schlupfloch des Schlafhauses – und kann bei den (täglichen) Kontrollen sofort erkennen, ob der Igel erwacht ist und das Haus verlassen hat.
Genaues zum Winterhäuschen – siehe Grafik – unter www.pro-igel.de
Auswildern im Frühling
Wenn der Igel im Frühjahr abgemagert aufwacht, wird er mit eiweißreicher Kost
aufgefüttert, bis er innerhalb von zwei bis drei Wochen das vorwinterliche Gewicht hat. Das Aussetzgewicht von Jungigeln sollte ca 650 g, das von Altigeln um 1000 g betragen. Junge Igel ohne Erfahrung bei der selbstständigen Nahrungssuche sind vor dem Aussetzen am besten in einem Freigehege aufgehoben – sie können ihre Muskeln trainieren und in geschützter Umgebung schon etwas natürliche Nahrung suchen und hoffentlich auch finden.
Website:
Buchtipp:
Monika Neumeier, „Igel im Garten“