Das äußere Ohr besteht aus der Ohrmuschel und dem Gehörgang mit einem senkrechten und waagrechten Teil.
Der Gehörgang ist ein knorpeliger und knöchener Gang, der bis zum Trommelfell reicht.
Das Trommelfell bildet die Grenze zum Mittelohr und ist im gesunden Ohr eine undurchdringliche Barriere gegen Wasser, Fremdkörper usw.
Der Gehörgang ist mit relativ haarloser Haut und verschiedenen Drüsen, die gemeinsam das Ohrenschmalz bilden, ausgekleidet.
Das Ohrenschmalz schützt und reinigt den Gehörgang, da es durch Flimmerhärchen ständig in Richtung äußere Gehörgangsöffnung bewegt wird. Funktioniert diese Selbstreinigung nicht, kommt es zu Problemen.
Der Begriff Otitis externa umschreibt eine Entzündung des äußeren Gehörganges, hervorgerufen durch Keime, Parasiten, Fremdkörper oder Allgemeinerkrankungen wie Futtermittelallergien.
Kennzeichen sind Juckreiz oder Schmerzen im Kopfbereich, Kopfschiefhalten, Ohrenausfluss, „Stinkohren“ sowie vermehrte Bildung von Ohrenschmalz
Zur Entstehung einer Otitis tragen 3 Faktoren bei:
wegbereitende Faktoren – Faktoren, die die Entstehung der Erkrankung fördern
- enger Gehörgang
- massive Feuchtigkeit – häufiges Schwimmen
- Hängeohren
- starker Haarwuchs im Gehörgang
- Tumoren und Polypen, die den Gehörgang einengen oder verschließen
- häufiges Säubern mit ungeeigneten Mitteln
primäre Ursachen – tatsächliche Auslöser
- Fremdkörper (Schliefhansel)
- Parasiten – Ohrmilben, Zecken…
- Allergische Erkrankungen
aufrechterhaltende Faktoren
- Keime und Hefen
- chronische Veränderungen, z.B. Verengung des Gehörganges
Nach Diagnosestellung durch Otoskopie, Zelluntersuchung und/oder Entnahme einer Tupferprobe erfolgt die Behandlung, die weitgehend in Händen der TierbesitzerInnen liegt.
Die Behandlung einer Entzündung des Gehörganges beginnt grundsätzlich immer mit gründlicher Ohrreinigung und Spülung in der Praxis, aus Tierschutzgründen eventuell in Narkose. Hat der Hund starke Schmerzen, die die Behandlung am Anfang unmöglich machen, bekommt er entsprechende Medikamente.
Zuhause sind die TierbesitzerInnen dran: erst Reinigung, dann Medikation, da das Medikament sonst nicht an seine Wirkungsstätte, die Gehörgangswand gelangt.
Allgemeine Tipps
Da viele Ohrenentzündungen ihre Ursache in einer Futtermittelallergie haben, legen wir unseren TierbesitzerInnen dringend eine spezielle Diät ans Herz – oft der einzige Schlüssel zum Erfolg für dauerhafte Ohrgesundheit.
Machen Sie das Reinigen der Ohren immer so angenehm wie möglich für Ihr Tier. Verbinden Sie dies mit angenehmen Dingen, wie z.B. Streicheleinheiten, Loben und Futter. Das von uns immer wieder empfohlene Buch „Medical Training“ hilft vor allem beim Handling chronischer Ohrpatienten.
Reinigung vor dem Spaziergang, Medikation danach, hat sich bewährt.
Zu zweit ist das Reinigen viel einfacher. Dann kann eine Person den Kopf des Tieres stabilisieren und das Tier am Weglaufen hindern, während die 2. Person das Mittel in das Ohr eingibt.
Routinemäßige Ohrreinigung
Bei Patienten mit chronischen Ohrenentzündungen oder allergischen Patienten ist nach Abheilung der akuten Phase regelmäßige Ohrreinigung notwendig, da der Abtransport von Ohrenschmalz nicht ausreichend funktioniert. Bei den meisten Hunden reicht einmal wöchentlich aus.
Wichtig: die Ohren sollten nicht mehr entzündet/schmerzhaft sein.
Der verordnete Ohrreiniger wird im Wasserbad oder in der Hosentasche gut angewärmt. Die Temperatur im Ohr beträgt 35 – 37 Grad Celsius, das Einbringen der warmen Lösung wird wesentlich besser toleriert, Ohrenschmalz löst sich in der Wärme außerdem viel besser.
Möglichkeit 1
Die angewärmte Lösung wird mit 1 ml Spritzen vorsichtig in den Gehörgang eingebracht und mit einem Wattebausch verschlossen. Die anschließende sanfte Massage sollte mindestens eine Minute dauern. Der Wattebausch wird entfernt, zwei weitere Spülvorgänge sind empfehlenswert, um Sekretreste auch aus der Tiefe zu entfernen.
Möglichkeit 2
Fassen Sie die Ohrmuschel an der Spitze und ziehen Sie diese senkrecht vom Kopf weg (Richtung Decke) um den Ohrkanal zu öffnen. Das Ohr unserer Haustiere ist wie ein Trichter geformt. Daher müssen Sie die Flüssigkeit des Ohrreinigers nur hinein laufen lassen – bis das Ohr „überläuft“. Dann wird die Ohrmuschel schnell nach unten geklappt, damit das Tier nicht gleich wieder alles herausschütteln kann.
Für die Massage wird der knorpelige Gehörgang mit der ganzen Hand, Daumen von vorne, restliche Finger von hinten, umfasst und massiert, die Flüssigkeit im Gehörgang gerät in Bewegung , Ohrenschmalz, Schmutz, Keime etc werden gelöst. Im Idealfall sind knatschende Geräusche zu hören.
Die Auswahl des Ohrreinigers richtet sich nach der Art des Sekrets und der Grundkrankheit.
Ohrmedikation
Nach der Reinigung folgt die Medikation, je nach Ursache mit aseptischen Mitteln, Antibiotika, Pilzmitteln bzw Kortison zur Abschwellung des Gehörganges und Linderung von Schmerz und Juckreiz.
Die Effektivität der Medikamente ist nur dann gegeben, wenn sie nach einer gründlichen Reinigung eingesetzt werden. Antiseptika, die das bakterielle Wachstum verhindern, werden bei multiresistenten Keimen und chronischen Infektionen gemeinsam mit Antibiotika eingesetzt.
1,5 Stunden vor der Medikation erfolgt die Reinigung des Ohres, ein Spülvorgang, wie oben beschrieben, reicht aus.
Das jeweilige verordnete Medikament wird idealerweise ebenfalls mit 1 ml Spritzen in den Gehörgang eingebracht. Um sich das Tropfenzählen zu ersparen , empfehlen wir, 0,3 ml/10kg Hund zu verwenden, mit dieser Dosierung werden auch tiefer gelegene Teile des Gehörgangs erreicht.
Ist auch die Ohrmuschel von Veränderungen betroffen, kann man einige Tropfen des Medikaments sanft einmassieren.
Bei übelriechenden Otitiden hat sich das Ausscheren des Fell unterhalb des Ohres bewährt, Ohr und Umgebung sollten während der Behandlung 1 – 2 mal/Woche mit einem entsprechenden medizinischen Shampoo gewaschen werden.